15. Islamisches Lager, Charmey (FR), 2005

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Obwohl dieses Mal mit rund 80 Teilnehmern der Andrang deutlich geringer war als ein Jahr zuvor, bot das 15. Islamische Lager in der Schweiz Gelegenheit zu Begegnungen und Erholung. In diesem Artikel berichtet für einmal ein «Aussenstehender» über seine Eindrücke.

Bericht von Yasin Alder, Islamische Zeitung, Bonn, Deutschland

Bei strahlendem Sommerwetter und in beeindruckender landschaftlicher Umgebung fand vom 24. bis 26. Juni das 15. Islamische Lager in der Schweiz statt. Organisiert von der Zeitschrift «Die Barmherzigkeit», war als Ort des Treffens in diesem Jahr zum zweiten Mal eine Jugendherberge im malerischen Ort Charmey im Kanton Fribourg in der Südwestschweiz gewählt worden. Zwischen Fribourg und Lausanne gelegen, befindet man sich hier bereits im französischsprachigen Teil der Schweiz. Rund 80 Personen waren gekommen; die Mehrheit davon Familien mit Kindern.

Das Programm war vielfältig gestaltet mit Vorträgen, Ausflügen in die Umgebung sowie Unterricht und eigenen Aktivitäten für die Kinder. Bei all dem war das Programm jedoch glücklicherweise nicht überfrachtet oder zu dicht, sodass auch genug Zeit blieb für entspannte Kommunikation und Erholung.

Das Vortragsprogramm bestand aus vier Vorträgen. Am Freitag abend sprach Yasemin Duran über «Geschichten und ihre Bedeutung im Islam», am Samstag Khaldoun Dia-Eddine über «islamische Finanzierungen» und deren mögliche Anwendungen in der Schweiz sowie Abdurrahman Reidegeld aus Deutschland über «Adab – das korrekte Benehmen im Spiegel der islamischen Erziehung». Dabei konzentrierte sich Reidegeld schwerpunktmäßig auf die Kindererziehung, was regen Anklang fand. Er bezog sich dabei immer wieder ganz konkret und anschaulich auf Beispiele und Erfahrungen aus seiner eigenen familiären Praxis, was auf reges Interesse stieß und mehr als einmal auch für Erheiterung im Publikum sorgte. Reidegeld stellte immer wieder die Wichtigkeit heraus, den Kindern den Grund und den Sinn für islamisches Verhalten und islamische Regeln zu erklären, und sich dabei immer auch selbst vorbildlich zu verhalten.

Der Nachmittag war reserviert für Ausflüge in die Umgebung, etwa auf die nahegelegenen Berggipfel der «Dents Vertes», in einen Abenteuerpark, in eine Schaukäserei in Pringy oder in den mittelalterlichen Stadtkern von Gruyères.

Am Sonntag sprach Yasin Alder von der Islamischen Zeitung über «Islam in den Medien», und Abdurrahman Reidegeld stellte sich Fragen des Publikums, welche nicht nur Fiqh-Themen – wie angekündigt – umfassten, sondern wiederum erzieherische und soziale Fragen und Probleme thematisierten. Zum krönenden Abschluss stellte die Kinder-Gruppe die Ergebnisse ihres Musik-Workshops unter der Leitung von Alper Altintas vor und erntete mit ihren kreativen Darbietungen reichlich Beifall. Im Islamunterricht für Kinder hatte man sich mit den Schutzsuren im Qur’an beschäftigt und eine Präsentation dazu erstellt, die bereits am Samstag ausgehängt worden war. Die Kinder hatten darüber hinaus um das Haus herum auch jederzeit die Möglichkeit zu sportlicher Betätigung.

Die Zeitschrift «Die Barmherzigkeit» erscheint als unabhängige Plattform seit rund 14 Jahren ungefähr vier Mal im Jahr. Bei der Idee zu den Islamischen Lagern vor rund 15 Jahren habe man sich von den «Treffen deutschsprachiger Muslime» (TDM) in Deutschland inspirieren lassen, berichtet Hamit Duran, Redakteur der «Barmherzigkeit» und Mitorganisator des Islamischen Lagers. «Aber wir haben von Anfang an gesagt, dass wir das auf unsere eigene schweizer Art machen wollen – in Anführungsstrichen», sagt Duran. «Wir wollten die landschaftliche Schönheit der Schweiz nutzen, und daher haben die meisten Treffen bisher auf Bergen stattgefunden. Wir haben immer besonders darauf geachtet, dass die Orte auch für Familien gut geeignet sind, damit diese sich richtig wohlfühlen können.» Dabei hat es sich ergeben, dass man die Treffen jeweils an zwei aufeinanderfolgenden Jahren am gleichen Ort abhält, ehe man wieder zu einem neuen Ort wechselt.

In diesem Jahr war das Treffen allerdings schwächer besucht als im letzten Jahr. Durch die Deutschsprachigkeit ist man zudem überwiegend auf die deutschsprachigen Schweizer Muslime orientiert. Die Einladungen erfolgen zum Beispiel über Adresslisten, die man in den Jahren gesammelt hat. Dass sich dabei viele Bekannte Jahr für Jahr gewissermaßen als «Stammgäste» wieder treffen, verwundert nicht, hat aber durchaus auch etwas für sich.

Organisatorisch wird man aber vermutlich im nächsten Jahr einige Änderungen durchführen, wie Co-Organisator Ahmed Afifi in der abschließenden Feedback-Runde schon andeutete; beispielsweise hat sich gezeigt, dass das Küchenteam trotz heroischen Einsatzes in der gegebenen Konstellation einfach überfordert war.

All dies tat der guten Stimmung aber keinen Abbruch. Es waren die menschlichen Begegnungen unter Muslimen unterschiedlichster Herkunft, darunter viele mit schweizerischer Abstammung, die, trotz des sehr guten Programms, diesem 15. Islamischen Lager seine besondere Atmosphäre gaben.